Donnerstag, 14. Februar 2013

How it all works...

G'day liebe Leser!

Firstly wünsche ich euch allen einen frohen Valentinstag!:) Da ich abends, wenn ich nach Hause komme, meistens so müde bin, dass ich es gerade noch so zum Bett schaffe, dachte ich, ich blogge eben auf der Fahrt zur Arbeit - wofür hat man denn ein Smartphone?!

Ok, heute ein paar mehr Details von meiner Arbeit bei Polaron. Es macht wie gesagt sehr viel Spaß und besteht momentan aus sehr viel Archivierungsarbeit, die sich zwar langweilig anhört, mir aber super viel Soaß macht. Die Firma, bei der ich tätig bin, kümmert sich nämlich neben Übersetzeb und Dolmetschen auch um Polish Passports. Das sieht folgendermaßen aus: Sehr viele Enkelkinder der nach dem 2. Weltkrieg nach Australien abgeschobenen Polen sind heute de facto noch polnische Staatsbürger, ohne es zu wissen. Wenn man die entsprechenden Dokument zusammen sammelt und in Polen einreicht, kann man sich damit die polnische Staatsbürgerschaft bestätigen lassen und einen polnischen Pass beantragen, was einem Einreise und Aufenthalt in die EU natürlich um einiges erleichtert. Was hat Polaron jetzt damit zu tun? Na ja, dieser ganze Prozess ist langwierig und nervenaufreibend und zum Teil auch ohne Polnischkenntnisse nicht machbar, deswegen übernehmen wir ihn (für eine ganz enorme Summe Geld) und kümmern uns darum.

Kümmern heißt, wir sichten erst einmal das Material, das die Nachfahren, in der Regel die Enkelkinder, selbst haben oder in Besitz bringen können. Das sind zum Teil wahre Schätze, da kann es schonmal sein, dass man ein original Army Book der polnischen Armee während des 2. Weltkriegs in den Händen hält.

In 99% der Fälle reicht dieses Material aber trotzdem nicht aus und wir müssen weiteres bei verschiedenen Archiven anfordern. Die erste Anlaufstelle sind hier meist die NAA, die National Archives of Australia, die alle möglichen Dokumente bezüglich Immigration besitzen. Diese senden uns dann Kopien zu, die wir wiederum durchschauen müssen. Schon ein bisschen gruselig, wenn man dann plötzlich ein Arbeitsbuch des 3. Reichs mit Hakenkreuzstempel in der Hand hält.

Hier setze ich meistens an. Alle Dokumente, die wir bekommen, müssen in unserer Database archiviert werden. Dafür sehe ich die ganzen alten Dokumente durch und versuche herauszufinden, was sie bedeuten oder mal bedeutet haben, was manchmal einfacher und manchmal schwerer ist. Das können einfache Geburtsurkunden sein, aber auch persönliche Telegramme, Kriegsgefangenenausweise oder Dokumente des Umsiedelungsprozesses nach Australien, wie z.B. medical examinations und incoming passender cards, Einreisedokumente, die auch Auskünfte über den Verlauf der Schiffsreise geben.

Zu meiner Aufgabe gehört außerdem, anhand der Informationen einen Familienstammbaum sowie eine Family History zu erstellen. Das ist manchmal recht einfach, wenn die Angehörigen viele Informationen haben. In den meisten Fällen jedoch, wenn die Großeltern zum Beispiel schon verstorben sind, muss ich ihren Lebensweg fast ausschließlich anhand der Dokumente zusammenpuzzeln, was immer auch ein bisschen Detektivarbeit ist. Meistens verlaufen die Geschichten ähnlich, nämlich von Polen in ein German concentration oder work camp, dann nach dem Krieg weiter in ein Resettlement Centre, in der sie auf die Abschiebung vorbereitet wurden, und schließlich nach Australien, wo sie nach einigen Jahren dann australische Staatsbürger wurden.

Doch obwohl alle Geschichten einen ähnlichen Aufbau haben und ich momentan doch jeden Tag "das gleiche" mache, ist es jeden Tag aufs Neue wieder super spannend. Jede Story ist dann doch wieder anders, jeder hatte ein anderes Schicksal. Man sieht die ganzen Bilder der Menschen, wie jung sie während des ganzen Prozesses zum Teil waren und wie grausam sie von Deutschland behandelt wurden. Die individuellen Geschichten dieser Menschen wie ein Puzzle zusammenzusuchen und dann aufzuschreiben, macht mir einfach mega viel Spaß und ist jeden Tag wieder spannend!

So, wie viele hab ich jetzt damit gelangweilt???;)) Also mir gefällt was ich mache und die Leute im Büro sind einfach super, wir sitzen fast jeden Tag kurz zusammen und essen Kekse oder haben Malaysian oder Indonesian Food und quatschen ein bisschen, was alles dazu beiträgt, dass ich jeden Tag gerne zur Arbeit gehe! Und - hallo?! - ich bin in Melbourne! ;)

Küsse nach Hause, vor allem an meine ganze Family, an meine Tiengen/Munzingen-Crew, an meine liebe Germanistikstudentin und an meinen Knuddelflo - ich hab euch alle sehr lieb und vermisse euch! Nicht zu vergessen an die Mädels, die gerade mit mir Down Under sind, ich hoffe wir sehn und mal! :) :-*

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